Arbeitskreis Kölner Achivarinnen und Archivare

Husserl-Archiv der Universität zu Köln

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Besucheradresse:
Köln, Kerpener Str. 30 Souterrain

Postanschrift:
p. A. Universität zu Köln
Albertus Magnus Platz
50923 Köln

Tel. 0221 470 2367
Fax 0221 470 5040

husserl-archiv@uni-koeln.de
www.husserl.phil-fak.uni-koeln.de

Öffnungszeiten:
Mo.-Fr.  9:00-17:00 Uhr

 

 

Historie

Das Kölner Husserl-Archiv wurde 1951 durch einen Vertrag mit der Universität Löwen (Belgien) gegründet. Das Archiv arbeitet gemeinsam mit den Husserl-Archiven der Universitäten Löwen und Freiburg i. Br. an der Herausgabe der Schriften und des Nachlasses des jüdisch-deutschen Philosophen Edmund Husserl (1859-1938). Das Kölner Archiv ist heute eines der aktivsten Zentren der auf Husserl zurückgehenden phänomenologischen Forschung in Deutschland.

Die Bedeutung der Phänomenologie

Die Phänomenologie ist maßgeblich mitbestimmend für die Philosophie des 20. Jahrhunderts. Sie hat sich schon zu Husserls Lebzeiten weit verbreitet, zunächst vorwiegend in Deutschland, dann auch in Frankreich, den Vereinigten Staaten, Japan und ist heute in vielen Ländern der Erde vertreten. Ausgangspunkt der phänomenologischen Philosophie sind die Schriften von Edmund Husserl, an die später u. a. M. Heidegger, J. P. Sartre, M. Merleau-Ponty, E. Lévinas, J. Derrida und viele weitere Denker ihre philosophischen Ansätze geknüpft haben. Auch an den von den Husserl-Archiven herausgegebenen, nachgelassenen Schriften Husserls entzünden sich noch heute immer wieder lebhafte Diskussionen.

Husserls Werdegang

Edmund Husserl begann seinen akademischen Werdegang mit dem Studium der Mathematik in Berlin und einer mathematischen Dissertation. Später wandte er sich den philosophischen Grundlegungsproblemen von Mathematik und Logik zu, um von da aus seine eigene Philosophie, die transzendentale Phänomenologie, zu entwickeln. Phänomenologie will eine vorurteilslose be?schreibende Analyse der ‚subjektiven‘ Bewusstseinserlebnisse sein, in denen sich die ‚objektiven‘ Dinge, Erkenntnisse und Sinngestaltungen herausbilden.

Die Rettung des Nachlasses

Husserl lehrte zuerst in Halle a. d. Saale, dann ab 1901 in Göttingen und ab 1916 in Freiburg. Neben vielen veröffentlichten Werken wuchs der handschriftliche Nachlass immer weiter an, und erst nach seiner Emeritierung 1928 konnte er sich mit der Unterstützung von Privatassistenten an die Ordnung und Veröffentlichung seiner Forschungsprojekte begeben. Da Husserl einer jüdisch-deutschen Familie entstammte, wurde er ab 1933 zunehmend auch persönlich von den politischen Ereignissen beeinträchtigt. Obwohl Husserl in Deutschland selbst zu einem Verfolgten wurde, seine Wohnung räumen musste und zeitweilig Lehrverbot erhielt, blieb er überzeugter deutscher Nationalist und konnte sich nicht für die Emigration entscheiden. Mehrere Versuche, zumindest seinen Nachlass nach Prag – übrigens mit der Unterstützung des damaligen tschechischen Ministerpräsidenten Masaryk – oder in die USA zu retten, blieben letztlich erfolglos. Den Ruf auf eine Professur nach Los Angeles lehnte Husserl im November 1933 ab. Er starb dann im Frühjahr 1938 in Freiburg i.Br., und es ist dem beherzten Einsatz eines jungen Franziskanerpaters, Herman Leo van Breda, zu verdanken, dass Husserls Witwe und der Nachlass unter diplomatischem Schutz in das damals noch unbesetzte Belgien gebracht und versteckt werden konnten. Unter schwierigen Umständen begann dort noch während der Kriegsjahre die Arbeit am Nachlass. Die eigentliche Initiative zur Gründung des Archivs in Löwen und zur kritischen Edition „Husserliana“ geht ebenfalls auf Herman Leo van Breda zurück. Heute ist die Gesamtausgabe auf fast 40 Bände angewachsen, von denen rund die Hälfte am Kölner Husserl-Archiv erarbeitet wurde. 

Die editorische Arbeit im Archiv

Die konkrete Editionsarbeit setzt eine inhaltliche Vertrautheit mit dem Ansatz der Husserlschen Phänomenologie voraus. Der gesamte Nachlass umfasst mehr als 40 000 Blätter stenographisch geschriebener Manuskripte, die ca. 120 000 DIN A4-Seiten Transkription in Langschrift ergeben. Die Auswahl, die editorische Vorbereitung und die Drucklegung inhaltlich zentraler Texte aus dem sehr umfangreichen Nachlass sind die wichtigsten Aufgaben des Husserl-Archivs.

Wissenschaftlicher Austausch

Außerdem hat sich das Archiv in den letzten Jahren immer mehr als attraktives Forschungszentrum erwiesen, das von zahlreichen Forschern aus aller Welt besucht wird, die hier Husserls noch unveröffentlichte Nachlassmanuskripte studieren und sich wissenschaftlich beraten lassen. Die Mit?arbeiter des Archivs sind in die universitäre Lehre im Fach Philosophie fest eingebunden. Daneben erhöhen regelmäßige Vorträge und Seminare zu Themen aus dem Bereich der Phänomenologie sowie Konferenzen die Bedeutung des Archivs für die Philosophie der Gegenwart. Der wissenschaftliche Austausch ist gerade für die Phänomenologie von entscheidender Bedeutung, denn sie versteht sich in erster Linie als Methode philosophischen Arbeitens, die stets bereit ist zur problemorientierten Kooperation, offen und engagiert im Gespräch mit den unterschiedlichsten Denkrichtungen und Disziplinen.